Fleisch - eine Nährstoffatombombe

“Die Bevölkerung wird von der Nahrungsmittelindustrie ernährt, die unserer Gesundheit keine Aufmerksamkeit schenkt, und medizinisch von der Pharmaindustrie versorgt, die unserer Ernährung keine Aufmerksamkeit schenkt."
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Wendell Berry (US-amerikanischer Essayist, Dichter, Kulturkritiker und Landwirt)

Von Interessenskonflikten

Schon seit Jahrzehnten werden Verbindungen zwischen Industrie und Wissenschaft kritisch unter die Lupe genommen. Kein bedeutender Industriezweig blieb in der Vergangenheit frei von Skandalen. Klassische Beispiele sind das absichtliche Verschweigen der negativen gesundheitlichen Auswirkungen eigener Produkte der Tabak- oder Pharmaindustrie. Die amerikanische Firma GlaxoSmithKline musste zwischen 2003 und 2016 knapp 10 Milliarden USD an Strafzahlungen aufgrund überhöhter Medikamentenpreise, Vermarktung bei nicht zugelassener Indikation, Schmiergeldzahlungen und Verschweigen von Nebenwirkungen zahlen. Die Firma selbst interessiert das nicht besonders. Schließlich entspricht diese Strafzahlung nicht mehr als 1,5% des Firmenumsatzes im gleichen Zeitraum. (*)

Die Pharmaindustrie steht häufiger als andere Industrien im Zentrum der medialen Aufmerksamkeit. Vermutlich liegt das an dem direkten Schaden, der für die leidtragenden Patienten entsteht. Die Nahrungsmittelindustrie dagegen kam bisher einigermaßen glimpflich davon. Das könnte sich in Zukunft ändern. Eine Studie aus dem Jahr 2020 kommt zu dem Schluss, dass es bei wissenschaftlichen Publikationen häufig konfliktbesetzte Verbindungen zwischen Forschern und der Nahrungsmittelindustrie gibt. Wenn die Nahrungsmittelindustrie in wissenschaftlichen Studien involviert ist, führen diese Studien sechs Mal häufiger zu Ergebnissen, die als industriefreundlich angesehen werden. (*) Es wird bereits von einer 'Vertrauenskrise' gesprochen, da immer mehr Menschen an der Integrität dieser Industrie zweifeln. (*) Profitgier lässt Banken toxische Finanzprodukte entwickeln, die Tabakindustrie krebserregende Nebenwirkungen verschweigen und die Pharmaindustrie Ärzte bestechen. Das bösartige Äquivalent der Nahrungsmittelindustrie ist der Verkauf ungesunder, hochverarbeiteter jedoch profitbringender Produkte bei gleichzeitiger Abwertung vollwertiger Produkte.


Der Grund dafür ist offensichtlich: An Fleisch, Eiern und Butter (und auch Obst und Gemüse) verdient die Nahrungsmittelindustrie nichts. Diese Produkte kommen vom Landwirt und sind bereits vollendet. Sie müssen also nicht weiterverarbeitet werden und sind damit nicht Teil der Wertschöpfungskette der Nahrungsmittelindustrie. Mit Frühstückscerealien, Sonnenblumenöl, Schokoriegeln und Tiefkühlpizza dagegen können die großen Firmen gewaltige Profite erwirtschaften.


Ein gutes Beispiel für die absurde Einflussnahme durch die Nahrungsmittelindustrie sind die amerikanischen Ernährungsrichtlinien für den Zeitraum von 2020 bis 2025. Diese wurden von einem Ausschuss entwickelt, bei dem 19 von 20 Mitgliedern Interessenskonflikte mit Firmen aus der Nahrungsmittelbranche hatten. (*) Die folgende Abbildung zeigt Ausschnitte aus diesen Empfehlungen.

Die neue Ernährungspyramide der USA empfiehlt hochverarbeitete Frühstücksflocken mit massenhaft Kohlenhydraten und schokoladenüberzogenen Mandeln zu essen. In Butter gebratene Eier, Käse und Hackfleisch sollen dagegen reduziert werden. (*) Diese Ernährungsempfehlungen lassen vielleicht den Geldbeutel großer Konzerne wachsen, jedoch sicherlich nicht unser gesundheitliches Wohlbefinden. (*)


Wir haben die Erklärungen zu Interessenskonflikten in Industrie und Wissenschaft deshalb an den Anfang des Artikels gestellt, damit der Leser versteht, dass das Streben nach Profit unsere Ernährungsempfehlungen bisher maßgeblich mitbeeinflusst hat. Wir dürfen die Ernährungs'weisheiten', die uns ein Leben lang eingetrichtert wurden, durchaus hinterfragen. Eine der hartnäckigeren Ernährungsweisheiten ist, dass tierische Produkte ungesund seien und möglichst reduziert werden sollten. In diesem Artikel geht es um den außergewöhnlichen Nährwert tierischer Produkte und warum wir davon nicht weniger, sondern mehr essen sollten.
 

Der magische Nährwert tierischer Produkte

Während man im Supermarkt die Gemüseinseln abläuft, erblickt man immer wieder Sorten, die als "Superfood" bezeichnet werden. Dazu zählen zum Beispiel Kohl, Spinat oder Brokkoli. Aber was genau soll damit gemeint sein? Um ein Nahrungsmittel mit dem Begriff Superfood bezeichnen zu können, müsste es alle Makronährstoffe (Eiweiß, Fett & Kohlenhydrate) und alle Mikronährstoffe (Mineralien, Spurenelemente, Vitamine, etc.) enthalten. Zusätzlich sollten diese in einer für den menschlichen Körper bioverfügbaren Form bereitgestellt sein.

Viele Menschen sind mit der Bedeutung von Vitamin B12 vertraut und wissen, dass dieses in pflanzlichen Lebensmitteln nicht enthalten ist. Aus diesem Grund sind Veganer zur Nahrungsergänzung gezwungen. Aber Vitamin B12 ist wirklich nur die Spitze des Eisbergs, wenn es um einzigartige Nährstoffe aus tierischen Produkten geht. Stoffe wie Kreatin, Cholin, Taurin und Carnosin sind nicht in nennenswerten Mengen in pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Zusätzlich fehlen zahlreiche Vitamine und Mineralien, wie wir im Verlauf des Artikels noch sehen werden.

Kreatin

Was wäre, wenn die Pharmaindustrie ein neues Medikament erfinden würde, das uns nebenwirkungsfrei stärker, reaktionsschneller, intelligenter macht und unser Gedächtnis verbessert? Vermutlich wäre das ein Milliardengeschäft. Allerdings gibt es diesen Stoff schon in Form von Kreatin, das nur in Fleisch zu finden ist. Unser Körper kann ca. 1 g davon pro Tag selbst produzieren. Allerdings ist das nicht ausreichend für eine optimale Leistungsfähigkeit.

Studien konnten zeigen, dass sich Arbeitsgedächtnis und Intelligenz von Vegetariern im Vergleich mit Nicht-Vegetariern signifikant verbessern, wenn sie 5 g Kreatin in Form eines Nahrungsergänzungsmittels zu sich nehmen. Um 5 g Kreatin aufzunehmen, kann man auch 400 g Fleisch essen. (*,*) Außerdem zeigen Studien immer wieder eine deutlich Kraft- und Muskelmasse-steigernde Wirkung von Kreatin bei Vegetariern. (*) Die Tatsache, dass eine Nahrungsergänzung bei Vegetariern im Gegensatz zu Nicht-Vegetariern deutliche Vorteile mit sich bringt, weist darauf hin, dass wir ohne tierische Produkte zwar überleben können, jedoch in unserer mentalen und körperlichen Leistungsfähigkeit eingeschränkt sind.


Cholin

Der nächste wertvolle Nährstoff, der über pflanzliche Nahrung nur in geringen Mengen aufgenommen werden kann, ist Cholin. Es wird empfohlen, ungefähr 500 mg pro Tag davon zu sich zu nehmen. Allerdings gibt es einige Menschen mit Polymorphismen in Methylierungsgenen, die wahrscheinlich von einer höheren Cholinmenge profitieren. Cholin wird gebraucht, um den Neurotransmitter Acetylcholin und Bestandteile unserer Zellmembranen herzustellen.

Aber eigentlich ist nur eins wichtig zu verstehen: Cholin ist sehr wichtig, und unser Körper kann es - genau wie Kreatin - nur in geringen Mengen selbst herstellen. Ein Cholinmangel ist mit Fettlebererkrankungen, neurodegenerativen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert. (*) Insbesondere in schwangeren Frauen ist der Bedarf an Cholin hoch und ein Mangel kann zu Entwicklungsstörungen des Kindes führen. (*) Woher bekommen wir ausreichend Cholin? Definitiv über tierische Produkte. 5 Eigelb enthalten bereits 600 mg. Rinderleber und Muskelfleisch enthalten ebenfalls größere Mengen. 

Carnitin

Genau wie bei den anderen beiden bisher genannten Nährstoffen produziert unser Körper zwar Carnitin, allerdings nicht in für optimale Gesundheit ausreichender Menge. Das Molekül Carnitin ist am Transport von Fettsäuren über die Membran von Mitochondrien beteiligt. Dadurch ist Carnitin dabei behilflich, Fett zu verbrennen. Signifikant erniedrigte Werte des Nährstoffs werden in Vegetariern gefunden. (*)

Der Fettstoffwechsel, an dem Carnitin beteiligt ist, hat besondere Bedeutung für unser Gehirn. Interessanterweise ist der Carnitinspiegel im menschlichen Gehirn erniedrigt, wenn man an einer Depression leidet und das Ausmaß des Mangels spiegelte direkt die Schwere der Depression wieder. (*) In Tierversuchen führt die Gabe von Carnitin zu einer verbesserten mitochondrialen Funktion und 'jugendlicherem' Verhalten. (*) Außerdem zeigen viele randomisiert kontrollierte Studien, dass bei Patienten mit Depression eine Carnitingabe der Placebogabe signifikant überlegen ist. (*,*)

Carnosin & Taurin

Der wertvolle Nährstoff Carnosin scheint eine schützende Wirkung vor Zellschäden zu haben. Es wirkt genau wie Glutathion als Antioxidans. Es verhindert zum Beispiel die Entstehung von Glykierungsprodukten, die bei hohen Blutzuckerwerten entstehen und mit Diabetes, Herzerkrankungen und Demenz einhergehen. Bei Vegetariern finden sich größere Mengen solcher Glykierungsprodukte, was vermutlich an der hohen Kohlenhydratzufuhr sowie der geringen Aufnahme von Carnosin über die Nahrung liegt. (*)

Eine ähnlich antioxidative Fähigkeit hat das Molekül Taurin. (*) Auch wenn der Mechanismus noch nicht geklärt ist, scheint Taurin außerdem eine angstreduzierende Wirkung zu haben. (*) Wahrscheinlich war es bereits abzusehen: In Veganern finden sich signifikant erniedrigte Taurinlevel. (*)

Depression durch Fleischverzicht?

Eigentlich sollte es angesichts der oben aufgeführten, nur in tierischen Produkten vorkommenden Nährstoffe kein Wunder sein, dass die Prävalenz von mentalen Störungen in veganen oder vegetarischen Populationen höher ist. Zu dieser Schlussfolgerung kommt man jedoch auch, wenn man die epidemiologische Studienlage zu dem Thema näher beleuchtet.

Eine australische Studie mit über 9.000 Frauen zeigte, dass Vegetarier häufiger an Depressionen leiden und öfter Antidepressiva einnehmen als Nichtvegetarier. (*) Auch Studien aus anderen Ländern konnten zeigen, dass die Häufigkeit von Depressionen zunimmt, je mehr tierische Lebensmittel man aus seiner Ernährung entfernt. Zusätzlich steigt die Häufigkeit von Allergien sowie die Wahrscheinlichkeit, eine Krebserkrankung zu entwickeln. (*,*) Könnte rotes Fleisch das beste auf dem Markt erhältliche Antidepressivum sein, das es gibt?


Vitamine und Mineralstoffe

Neben den bereits genannten Nährstoffen gibt es noch eine Reihe weiterer erwähnenswerter Stoffe, die wir insbesondere durch tierische Lebensmittel erhalten können. Pflanzliche und tierische Nahrungsmittel enthalten Mineralien wie Zink, Magnesium, Selen und Eisen. Allerdings enthalten viele Gemüse und Getreide sogenannte Phytate und Oxalate. Das sind sekundäre Pflanzenstoffe, die eine Aufnahme dieser Mineralien deutlich erschweren. (*)

Austern eignen sich, um den Sachverhalt zu veranschaulichen: Kein anderes Nahrungsmittel enthält so viel Zink wie dieses Meerestier. Isst ein Mensch Austern, lässt sich zwei bis drei Stunden nach der Mahlzeit ein deutlicher Zinkanstieg im Blut feststellen. Allerdings findet sich ein derartiger Anstieg nur dann, wenn die Austern alleine und ohne andere pflanzliche Nahrungsmittel gegessen werden. Werden die Austern gemeinsam mit Tortillas verspeist, wird die Zinkaufnahme signifikant reduziert. Isst man schwarze Bohnen zu den Austern, wird scheinbar gar kein Zink mehr aufgenommen. (*) Das gleiche Aufnahmeproblem wird bei Kalzium und Magnesium beobachtet, wenn oxalathaltige Speisen wie Spinat gegessen werden. (*,*)

Stoffe wie Phytate und Oxalate umschließen die Mineralien und halten sie fest, sodass diese nicht mehr über die Darmschleimhaut aufgenommen werden können. Was für unseren Stoffwechsel tragisch ist, freut die Pflanze. Sie wird auf diese Art nicht nur etwas ungenießbarer und damit besser geschützt, sondern benötigt diese 'Festhaltefunktion' auch, um ausreichend Mineralien aus ihrer Umgebung an sich zu binden. Im Gegensatz zu uns hat die Pflanze jedoch die Fähigkeit, diese umschlossenen Mineralien zu nutzen. Das erklärt auch, warum Studien relativ konsistent aufzeigen, dass Vegetarier niedrigere Spiegel von Mineralien wie Eisen, Zink, Kalzium und vor allem Selen haben. (*,*,*,*,*

Eisen

Eisen ist eines der Spurenelemente, an die wir über pflanzliche Nahrung nur schwer kommen. Es liegt in tierischen Nahrungsmitteln als Hämeisen vor, was bedeutet, dass das Eisenatom in einem sogenannten Porphyrinring vorliegt. Dadurch kann es viel besser vom Körper aufgenommen und genutzt werden. In Pflanzen liegt das Eisenatom dagegen in seiner nackten Form vor. (*) Verlässt man sich für die Eisenversorgung auf pflanzliche Nahrungsmittel, steigt daher das Risiko einer Eisenmangelanämie. (*) Obwohl Spinat immer als der heilige Gral der Eisenversorgung angepriesen wurde, entpuppt sich das grüne Wunderblatt als Blindgänger. Weder in absoluten Mengen noch hinsichtlich der Bioverfügbarkeit des Eisens schneidet Spinat gut ab, da nur etwa 2% des Eisens aus der Pflanze vom Menschen aufgenommen werden. Im Gegensatz dazu werden 20% des Eisens aus rotem Fleisch aufgenommen. (*)

B-Vitamine

Die Bedeutung einer Nahrungsergänzung mit Vitamin B12 auf einer veganen Diät ist allgemein bekannt. Ein unzureichendes Level von Vitamin B12 hindert Wachstumsprozesse und Zellteilung. Daher führt ein B12-Mangel auch zu einer sogenannten megaloblastären Form der Blutarmut, bei der die roten Blutkörperchen aufgrund ihrer Teilungsunfähigkeit immer größer werden. Fehlt Vitamin B12 über einen ausreichend langen Zeitraum, sind neurologische Erkrankungen bis hin zur Demenz möglich. (*)

Eine Studie der Oxford Universität folgte 107 älteren Menschen über 5 Jahre. Dabei fanden die Forscher heraus, dass das Gehirnvolumen am meisten bei den Studienteilnehmern abnahm, die den niedrigsten Vitamin B12-Level aufwiesen. Daher schlussfolgerten die Forscher, dass eine ausreichende Versorgung mit Vitamin B12 neurologische Erkrankungen bei älteren Menschen verhindern könnte. (*)

Auch andere B-Vitamine fehlen in pflanzlichen Nahrungsmitteln oder sind nur in sehr geringen Mengen vorhanden. Aber damit nicht genug. Studien konnten zeigen, dass pflanzliche Nahrung die Aufnahme von B-Vitaminen aus tierischen Produkten hemmt. Ballaststoffe reduzieren beispielsweise die Bioverfügbarkeit von Vitamin B6 um 5-10%. Der Stoff Pyridoxin-Glucosid, der insbesondere in Kreuzblütlern (Brokkoli, Blumenkohl, Wirsing, Rotkohl, etc.) vorkommt, reduziert die Bioverfügbarkeit von Vitamin B6 sogar um 75-80%. (*) Auch wenn die Oma es nicht gerne sieht, sollte das Fleisch aus den Kohlrouladen lieber ohne die pflanzliche Hülle gegessen werden.

Vitamine A und K2

Wenn wir ausschließlich pflanzliche Kost zu uns nehmen, ist es sehr wahrscheinlich, dass uns zusätzlich zu den bisher erwähnten Mineral- und B-Vitaminmängeln auch fettlösliche Vitamine fehlen.

Aber was ist mit Karotten? Sind diese nicht voller Vitamin A? Leider ist das "Vitamin A" aus Pflanzen gar kein richtiges Vitamin A. Es handelt sich um eine Vorstufe, die 'Beta-Carotin' genannt wird und erst von unserem Körper in die aktive Form des Vitamins - das sogenannte 'Retinol' - umgewandelt werden muss. Es gibt Menschen mit Mutationen in Genen, die eine Umwandlung erschweren. Aber selbst ohne diese Mutationen zeigen einige Studien, dass bis zu 21 Einheiten Beta-Carotin benötigt werden, um die biologische Wertigkeit einer Einheit Retinol zu erreichen. (*,*)

Ein weiteres fettlösliches Vitamin ist das Vitamin K. Auch dieses existiert in unterschiedlichen Formen in Tieren und Pflanzen. Vitamin K1 wird auch Phyllochinon genannt und ist die Form, die in Pflanzen vorkommt, während Vitamin K2 in Tieren zu finden ist. Es gibt keine bisher bekannten Funktionen, die spezifisch dem K1 zugeschrieben werden könnten. Manche Quellen behaupten, K1 hätte Bedeutung bei der Bildung von Gerinnungsfaktoren. Allerdings kann K2 diese Aufgabe ebenfalls erledigen. (*)

Zusätzlich hat K2 aber noch eine Vielzahl weiterer Funktionen in unserem Körper. Dazu zählt die Regulierung unseres Kalziumhaushalts, unserer Knochendichte und unserer Gefäßgesundheit. Gerade die letzte Funktion wurde mehrfach von Studien untersucht und ist angesichts der hohen Belastung unseres Gesundheitssystems durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen sehr relevant. Die sogenannte Rotterdam Studie folgte fast 5.000 Studienteilnehmern über 10 Jahre und konnte zeigen, dass die Aufnahme von Vitamin K2 invers mit Gesamtsterblichkeit und der Kalzifikation unserer Hauptschlagader korreliert. Mit anderen Worten: Je mehr Vitamin K2 wir konsumieren, desto länger leben wir und desto weniger Arterienverkalkung sammeln wir an. Vitamin K1 spielte dabei keine Rolle. (*) Lebensmittel mit den höchsten Werten von K2 sind Muskelfleisch, Organfleisch und Eier. 

Protein

Ein Nährwertvergleich von pflanzlichen vs. tierischen Produkten wäre nicht vollständig, würden wir den Proteingehalt ignorieren. Auch wenn Verfechter veganer oder vegetarischer Ernährungsformen immer wieder behaupten, man bekäme ausreichende Proteinmengen auf einer rein pflanzlichen Diät, hält die Argumentation einer sorgfältigen Begutachtung nicht stand.

Die beste verfügbare Maßeinheit für Proteinqualität ist der sogenannte 'digestible indispensable amino acid score' (DIAAS). Es ist ein Index, der für jede Proteinquelle angibt, wie viel des Proteins tatsächlich genutzt werden kann. (*) Es geht also nicht nur darum, wie viel Protein insgesamt in einem Nahrungsmittel enthalten ist. Der DIAAS zeigt klar, dass Protein aus Pflanzen nicht einmal ansatzweise so bioverfügbar ist wie das Protein aus tierischen Quellen. Rindfleisch und Eier haben im DIAAS einen Wert von 1,13, während Weizen nur auf einen Wert von 0,4 kommt. Das liegt daran, dass im Weizen viel Eiweiß in Form von Gluten vorliegt, welches gar nicht richtig aufgenommen werden kann, sondern ganz oder bruchstückhaft die Magen-Darm-Passage durchläuft und wieder ausgeschieden wird.

Wer die Bedeutung von ausreichender Proteinzufuhr kennt, sollte sich über die Quelle des Proteins Gedanken machen. Gerade im Alter ist aufgrund der erhöhten Sturzgefahr eine ausreichende Muskelmasse und Knochendichte wichtig. Wer hier auf Proteine mit niedrigem DIAAS setzt, könnte später Probleme bekommen.



Omega-3-Fettsäuren

Eine Menge Radau wird heutzutage um Omega-3-Fettsäuren gemacht, und das aus gutem Grund, denn unser Gehirn besteht zu großen Teilen aus diesen Fettsäuren. Omega-3-Mangelzustände werden von der Forschung daher auch immer wieder mit Depression, Aufmerksamkeitsdefiziten und Gedächtnisproblemen in Verbindung gebracht. (*,*,*,*)

Pflanzen enthalten zwar Omega-3-Fettsäuren, jedoch genau wie bei Vitamin A und K nur in Vorläuferversionen des Moleküls. Die pflanzliche Omega-3-Fettsäure nennt sich Alpha-Linolensäure (ALA) und muss vom Körper erst in Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) umgewandelt werden. Diese Umwandlung läuft nicht besonders effektiv ab, was erklärt, warum Veganer signifikant erniedrigte Omega-3-Level aufweisen. (*) Um die Omega-3-Speicher aufzufüllen eignen sich Lebensmittel, die bereits die benötigten Endstufen EPA und DHA enthalten. Dazu zählen insbesondere tierische Produkte.

Fazit

Es ist an der Zeit, die Ernährungsmythen der letzten Jahrzehnte hinter uns zu lassen. Die Nahrungsmittelindustrie gibt sich größte Mühe, ihre verarbeiteten Produkte mit Saatenölen, Zuckern und Getreide zu verharmlosen. Ginge es nach manchen Ernährungswissenschaftlern, würden Fleisch, Eier und Butter in Deutschland und den USA vom Speiseplan gestrichen werden. Aber wieso sollten Lebensmittel, die uns über Jahrmillionen das Überleben gesichert haben, plötzlich ungesund sein? Es gibt Anlass zur Sorge, dass Interessenskonflikte zwischen Industrie und Wissenschaft unsere offiziellen Ernährungsempfehlungen aus Profitgier ins Absurde verzerren.

Wir geben Kontra und zeigen in diesem Artikel, dass tierische Lebensmittel die wahren 'Superfoods' darstellen. Blaubeeren und Kohl verblassen angesichts des Nährwerts tierischer Produkte in der Bedeutungslosigkeit. Fleisch, Fisch, Eier und Milchprodukte enthalten viele Nährstoffe, die für die menschliche Gesundheit unabdingbar sind und nicht in ausreichenden Mengen in pflanzlichen Nahrungsmitteln vorkommen. Sie sind eine bessere Quelle von Mineralien und Spurenelementen, B-Vitaminen, fettlöslichen Vitaminen, Protein und Omega-3-Fettsäuren. 

Pflanzliche Nahrung wird zurecht von vielen indigenen Populationen als 'Überlebenskost' angesehen. Sie wurde nur dann konsumiert, wenn nichts anderes verfügbar war. Je mehr tierische Produkte wir essen, desto mehr bioverfügbare Nährstoffe führen wir unserem Körper zu. Wenn es darum geht, gesund und fit zu bleiben, gewinnen tierische Produkte durch einen Knockout in der ersten Runde. Natürlich sind damit keine hochverarbeiteten tierischen Produkte aus der Massentierhaltung gemeint, sondern vollwertige aus der nachhaltigen Viehzucht.